Impulse zum Nachlesen
בָּרוּךְ אַתָּה יְיָ אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הָעוֹלָם, הַמּוֹצִיא לֶחֶם מִן הָאָרֶץ
Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der das Brot aus der Erde hervorbringt.
Im Judentum ist das Essen eine heilige Handlung, die mit Dankbarkeit gegenüber Gott verbunden wird.
Sie basieren auf der Tora, dem 5. Buch Mose (8,10) wo es heißt: „Und du sollst essen und satt werden und sollst den Herrn, deinen Gott, segnen“.
Die Gebete vor dem Essen heißen Brachot und sind Segenssprüche die dem Prinzip folgen, dass man nichts von dieser Welt genießen sollte, ohne vorher Gott zu danken.
Sie wollen Bewusstsein und einen Moment der Achtsamkeit schaffen. Man erkennt an, dass alle Nahrung letztlich von Gott kommt.
Einer dieser Segenssprüche ist das HaMotzi.
Dies ist der wichtigste Segensspruch, der besonders dem Brot gilt aber gleichzeitig eine ganze Mahlzeit einleitet:
בָּרוּךְ אַתָּה יְיָ אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הָעוֹלָם, הַמּוֹצִיא לֶחֶם מִן הָאָרֶץ
Baruch atah Adonai,
Eloheinu melech ha'olam,
hamotzi lechem min ha'aretz.
Übersetz …
Gepriesen seist Du, Ewiger … unser Gott, König der Welt, der das Brot aus der Erde hervorbringt.
Amen
Zum Essen reichen wir Weine aus Galiläa
Weißwein, Hermon (vollmundig und fruchtig)
Rotwein, Gamla (halbtrocken)
oder Wasser
Jakob und Laban einigen sich (Genesis 31,54)
verschiedene Dips, mit Oliven, Olivenöl, Honig, Totes Meersalz, Datteln, Käse, Nüsse, Feigen, Melonen, Brot, Sesamringe
Das Thema dieses Abends trägt den Untertitel „Zwischen Gängen und Gedanken“, und so wollen wir Ihnen neben den Speisen, die Sie gleich zu sich nehmen werden, auch ein wenig geistige Nahrung anbieten. Im Laufe des Abends werden Sie so verschiedene Facetten und Bedeutungen des Mahls in der jüdischen und christlichen Tradition kennenlernen.
Vielleicht denken Sie hier zuerst an das letzte Abendmahl Jesu oder das jüdische Paschamahl, welches an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft erinnert und traditionell mit einem großen rituellen Mahl verbunden ist.
Doch wir wollen zu Beginn dieses Abends noch viel früher in der biblischen Geschichte einsteigen, nämlich bei Jakob im Buch Genesis. Jakob war der Sohn von Isaak und Rebekka und der Enkel von Abraham. Die Beziehungen zwischen Jakob und seinen Verwandten im Buch Genesis sind äußerst komplex und vielschichtig – sie sind geprägt von gegenseitigem Nutzen, aber auch Misstrauen, Täuschung und Rivalität. Ein Beispiel ist die Beziehung zu seinem Onkel Lahab.
Jakob flieht vor dem Zorn seines Zwillingsbruders Esau, dem er das Erstgeburtsrecht abnahm, zu Lahab nach Haran. Er wird dort herzlich aufgenommen. Es scheint also zunächst eine freundliche, familiäre Beziehung zu sein. Doch dann verliebt sich Jakob in Rahel, Labans jüngere Tochter, und bietet an, sieben Jahre für Laban zu arbeiten, um sie danach zu heiraten. Doch Laban täuscht Jakob: Er gibt ihm in der Hochzeitsnacht Lea, die ältere Tochter und bietet ihm Rahel erst gegen weitere sieben Jahre Arbeit zusätzlich an.
Auch beim Lohn verhält sich Laban ziemlich ungerecht zu Jakob und nützt seine Liebe zu Rahel aus. Trotzdem gelingt es Jakob mit List und Geschick, selbst großen Reichtum zu erwerben und er flieht heimlich mit seinen Frauen, Kindern und Herden. Laban verfolgt ihn und beschuldigt ihn, seine Götter gestohlen zu haben, was tatsächlich Rahel getan hatte. Nach einem spannungsgeladenen Zusammentreffen schließen sie schließlich im Buch Genesis, Kapitel 31, Vers 54 einen Friedensbund:
„Dann brachte Jakob auf dem Berg ein Schlachtopfer dar und lud seine Brüder ein, Mahl zu halten. Sie aßen und verbrachten die Nacht auf dem Berg“.
Was hat dies nun mit unserem Abendessen zu tun?
Ich weiß nicht warum Sie hier sind und in welcher Gesellschaft Sie gerne speisen. Auch in der Bibel gibt es viele Geschichten, die sich um das Mahl drehen. Sie werden heute Abend noch einige davon kennenlernen.
Kennzeichnend für das Mahl in der jüdischen und christlichen Tradition ist aber immer die Gemeinschaft. Ob es eine Hochzeitsfeier ist, wie die in Kanaa, welche wahrscheinlich jeder kennt, weil Jesus dort Wasser in Wein gewandelt hat. - Dies wird hoffentlich heute nicht nötig sein, ich denke, wir haben genug Wein vorrätig. - Oder ob es ein Versöhnungsessen wie bei Jakob und Laban ist.
In der altorientalischen Welt hat ein gemeinsames Mahl Bundescharakter: Das heißt: Ein Mahl markiert das Ende eines Konflikts oder den Beginn einer neuen Beziehung. Wer miteinander isst, tritt in eine Art Friedensgemeinschaft ein. Das Mahl zwischen Jakob und Laban bedeutet also: „Wir legen den Streit nieder; wir teilen Brot und Fleisch; wir erkennen den Bund an.“
Auch wenn hier nur von „Brüder“ gesprochen wird, kann man davon ausgehen, dass auch alle Verwandten und Begleiter mit anwesend waren. Dass sie gemeinsam essen, zeigt: Die Feindschaft ist nicht nur zwischen Jakob und Laban beendet, sondern auch zwischen ihren Gruppen, ihren „Lagern“.
Das gemeinsame Übernachten ist dabei ein Zeichen des Friedens: Niemand muss mehr wachen, keiner fürchtet Überfall oder Betrug. Die vorherigen Konflikte haben sich aufgelöst. - Übernachten müssen Sie hier heute nicht, vielleicht tragen Sie aber auch eine andere Last mit sich herum und können diese heute Abend fallen lassen.
Vielleicht sind Sie aber auch einfach nur hier, um einen schönen Abend in Gemeinschaft zu verbringen. Kommen Sie also gerne miteinander ins Gespräch. Wenn Sie möchten, können wir auch noch den einen oder anderen Aspekt aus der verworrenen Beziehung zwischen Jakob und Laban vertiefen, während nun die verschiedenen Vorspeisen hereingebracht werden. Diese bleiben den ganzen Abend über auf dem Tisch stehen, Sie können sich gerne jederzeit daran bedienen.
Raphael Bertges wird unser gemeinsames Essen mit Harfenmusik begleiten und zwischendurch auch noch einige solistische Werke präsentieren.
Genießen Sie den Abend und lassen Sie es sich schmecken!
Zwillinge Esau und Jakob (Genesis 25,29-34)
Orientalischer Linseneintopf
Liebe Gäste,
wir sind jetzt beim zweiten Gang in unserem Menü angekommen - und in einigen Augenblicken bekommen Sie ein Essen serviert, das auf den ersten Blick sehr unscheinbar wirkt: ein einfaches und schmackhaftes Linsengericht.
Doch dieses hat es in sich – denn wir lesen im Buch Genesis im Alten Testament, welchen unerwarteten Gegenwert ein Teller Linsen haben kann. Dort wird über die Zwillinge Esau und Jakob berichtet: „Jakob hatte ein Gericht gekocht. Als nun Esau vom Feld kam und erschöpft war, sagte Esau zu Jakob: Gib mir doch von dem Roten da zu essen, denn ich bin erschöpft! ... Jakob sagte: Verkauf mir zuerst dein Erstgeburtsrecht! ... Und Esau schwor es ihm und verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht. Darauf gab Jakob dem Esau Brot und ein Gericht Linsen. Er aß und trank, dann stand er auf und ging weg. So verachtete Esau sein Erstgeburtsrecht." (Genesis 25,29-34)
Was bitteschön – müssen wir uns fragen – ist denn das für eine Szene? Auf der einen Seite ist hier mit einfachen Worten klar beschrieben, was sich hier zugetragen hat. Aber auf der anderen Seite klingt das alles komplett unwirklich.
Was passiert hier? Der Jäger Esau kommt müde und sehr hungrig nach Hause. Der Hunger ist so groß, dass er bereit ist, alles für etwas zu Essen hinzugeben - sogar das wichtige Recht des Erstgeborenen. Er entscheidet in dieser Situation im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bauch heraus - und verkauft so sein Erbe und seinen Führungsanspruch in der Familie für einen Teller rote Linsen. Es ist ein kurzer Moment des Sattwerdens für ihn - und doch eine sehr weitreichende Entscheidung, die sein Leben prägen wird.
Was zunächst völlig abwegig klingt, ist im übertragenen Sinne durchaus ein Thema unserer Zeit. Kennen wir nicht alle diese Versuchung: das, was gerade dringend erscheint, wichtiger zu nehmen als das, was langfristig im Leben zählt. Dass wir häufig das Drängende über das Wesentliche setzen?
Wie oft lassen wir uns von dem bestimmen, was sofort ansteht. Das können kleine Dinge sein:
- Die ständige Ablenkung durch Hinweise auf dem Handy.
- Der schnelle Kauf im Internet, weil gleich das Rabatt-Angebot abläuft.
Aber es können auch tiefergreifende Themen sein:
- Dass ich mich im Hier und Jetzt ständig um mich selber drehe,
- Dass ich mich viel damit beschäftige, wie ich kurzfristig eigene Vorteile erlangen kann
Dabei verlieren wir viel zu oft aus den Augen, was uns wirklich trägt:
- Die Zeit füreinander,
- wertvolle Gespräche,
- der Blick für unsere Mitmenschen,
- unsere eigene Beziehung zu Gott
- ein hörendes Herz.
Genau da setzt das Evangelium mit einer guten Nachricht an uns an: Gott weiß, dass wir hungrige Menschen sind. Nicht nur körperlich hungrig. Sondern auch im übertragenen Sinne. Hungrig nach echtem Sinn; nach dem Wesentlichen im Leben; nach etwas, das bleibt.
Im Lukasevangelium wird erzählt, wie Jesus einen Zöllner namens Levi ruft. Dort heißt es: „Jesus sagte zu ihm: Folge mir nach! Da verließ Levi alles, stand auf und folgte ihm nach. Und Levi gab für ihn in seinem Haus ein großes Gastmahl. Viele Zöllner und andere waren zusammen mit ihnen bei Tisch. ... Da antwortete Jesus: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten." (Lukas 5,27-32)
Levi ist einer, der von vielen gemieden wurde, ein Außenseiter, ein Schuldiger. Aber Jesus sieht nicht nur den Zöllner in ihm. Er sieht den Menschen mit seinem Hunger, mit seiner Sehnsucht. Und Levi reagiert. Er sagt nicht: „Nein, ich bin zu schlecht." Sondern er steht auf und folgt. Und er feiert ein Mahl mit Jesus.
Was heißt das alles für uns? Gott lädt auch uns in Jesus ein – und zwar genau so, wie wir sind. Nicht perfekt. Und nicht ohne Makel. Sondern mit all unseren Schwächen und Verfehlungen.
Im Matthäus-Evangelium sagt Jesus die bekannten Worte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen". (Matthäus 18,20)
Das ist ein starkes Bild: Er will Gemeinschaft - mit uns.
Und das führt uns zurück an unseren Tisch heute Abend. Dieses gemeinsame Mahl soll uns daran erinnern, dass auch Gott jede und jeden einzelnen hier heute Abend an seinen Tisch ruft. Dass er uns Gemeinschaft schenkt - nicht nur miteinander, sondern mit ihm.
Amen
--
Wir servieren jetzt das Linsengericht – und bevor wir Essen, sage ich dann noch ein paar Worte:
Das Linsengericht, das wir vor uns haben, lädt uns jetzt ein, darüber nachzudenken:
Wo schaue ich nur auf das Kurzfristige, das Dringende, das Jetzt?
Und wo verliere ich damit das eigentlich Wesentliche aus den Augen? Was ist für mich das Wesentliche im Leben?
Und wo lasse ich mich von Gott neu einladen - an seinen Tisch, in seine Nähe? Vielleicht heute Abend, hier?
Nehmen wir diesen Gang an als eine Einladung an uns: Wir alle sind mit unseren Schwächen willkommen.
Gott lädt uns ein. Wir begegnen ihm im Mahl. Jede und jeder, wie er ist.
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Wir nehmen diesen Gang bitte im Schweigen ein – hören dabei die Klänge der Harfe und nehmen uns dabei die Zeit, unseren ganz persönlichen Gedanken in der Stille nachzugehen.
Der barmherzige Vater (Lukas 15, 11-32)
Couscous Salat
Das Gleichnis von den zwei Söhnen
Ein Mann hatte zwei Söhne. Eines Tages sagte der jüngere zu ihm: ›Vater, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe haben.‹ Da teilte der Vater seinen Besitz unter die beiden auf.
Nur wenige Tage später machte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Dort leistete er sich, was immer er wollte. Er verschleuderte sein Geld, bis er schließlich nichts mehr besaß. Da brach in jenem Land eine große Hungersnot aus. Es ging dem Sohn immer schlechter. In seiner Verzweiflung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte. Oft quälte ihn der Hunger so sehr, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas.
Da kam er zur Besinnung: ›Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Lass mich bitte als Arbeiter bei dir bleiben!‹
Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. ›Vater‹, sagte der Sohn, ›ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‹
Sein Vater aber befahl den Knechten: ›Beeilt euch! Holt das schönste Gewand im Haus und legt es meinem Sohn um. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt Schuhe für ihn! Schlachtet das Mastkalb! Wir wollen essen und feiern! Denn mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen ein fröhliches Fest.
Inzwischen war der ältere Sohn nach Hause gekommen. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem die Tanzmusik. Er rief einen Knecht herbei und fragte ihn erstaunt: ›Was wird denn hier gefeiert?‹ ›Dein Bruder ist wieder da‹, antwortete er ihm. ›Und dein Vater freut sich sehr, dass er ihn wohlbehalten wiederhat. Deshalb hat er das Mastkalb schlachten lassen, und jetzt feiern sie ein großes Fest.‹
Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus und redete ihm gut zu: ›Komm und freu dich mit uns!‹ Doch er entgegnete ihm bitter: ›All diese Jahre habe ich mich für dich abgerackert. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern können. Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb für ihn schlachten!‹
Sein Vater redete ihm zu: ›Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Alles, was ich habe, gehört auch dir. Darum komm, wir haben allen Grund, fröhlich zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden!‹«
Impuls: Gott beschenkt uns – ganz persönlich
Willkommen zu diesem besonderen Abend.
Wir sind nicht nur hier, um gemeinsam zu essen – wir sind hier, um Gemeinschaft zu erleben. Um innezuhalten. Um zu spüren, dass wir nicht allein sind.
Gott beschenkt uns. Mit Nähe. Mit Gemeinschaft. Mit Nahrung. Mit der Schönheit der Schöpfung.
Und – vielleicht am tiefsten – mit Vergebung.
Wir haben gerade die Geschichte vom verlorenen Sohn gehört. Ein Sohn, der sich entfernt, alles verliert – und dennoch zurückkehrt. Nicht sicher, ob er willkommen ist. Und dann: Der Vater sieht ihn schon von Weitem. Er läuft ihm entgegen. Er umarmt ihn. Er feiert ihn. Nicht, weil alles perfekt war. Sondern weil der Sohn sich hat finden lassen.
So ist Gott.
Er wartet nicht auf Perfektion.
Er freut sich über jeden Schritt, den wir auf ihn zugehen.
Und er schenkt uns Vergebung – leise, liebevoll, oft ganz unscheinbar.
Vielleicht in einem freundlichen Blick.
In einem ehrlichen Wort.
In einem gemeinsamen Gebet.
In einem Moment wie diesem.
Der Tisch, an dem wir sitzen, ist gedeckt mit den Gaben der Schöpfung. Jede Mahlzeit ist ein Zeichen von Gottes Fürsorge.
Und wenn wir zusammenkommen, spüren wir: Gott ist mitten unter uns.
Lasst uns diesen Moment bewusst wahrnehmen.
Nicht nur als Mahlzeit – sondern als Geschenk.
Denn Gott beschenkt uns.
Mit Gemeinschaft.
Mit Nähe.
Mit Liebe.
Und mit Vergebung.
Lasst uns diese Geschenke erkennen.
Und sie in unserem Herzen bewahren – als Zeichen seiner Gegenwart und seiner unendlichen Liebe.
Impulsfragen zum Weiterdenken
- Wann habe ich zuletzt gespürt, dass mir etwas geschenkt wurde – ganz ohne Gegenleistung?
- Was bedeutet Vergebung für mich persönlich – und wo habe ich sie vielleicht schon erfahren?
- Wie kann ich selbst zum Geschenk für andere werden – in kleinen Gesten oder Worten?
- Welche Rolle spielt Gemeinschaft in meinem Glauben – und wie erlebe ich sie heute Abend?
- Was möchte ich Gott heute zurückgeben – als Zeichen meiner Dankbarkeit?
Das Leben der jungen Gemeinde (Apostelgeschichte 2,43– 47)
Gegrilltes Gemüse, Falafel Bällchen, Lammfleisch
Durch den gemeinsamen Vater sind wir Kinder Gottes und untereinander Brüder und Schwestern. Wir sorgen füreinander.
Einführung
Der vierte Gang unseres Abends: Er soll stehen unter dem Thema „Gemeinschaft in Gott“.
Lasst uns in der kommenden halben Stunde bewusstwerden, dass wir durch unseren gemeinsamen Vater Kinder Gottes sind und untereinander Brüder und Schwestern. In einer Gemeinschaft dieses Bewusstseins ist es zwar noch lange nicht garantiert, dass alle täglich automatisch füreinander sorgen und sich unterstützten – aber das Potential, dass es in diesem Geiste gelingen kann, so glaube ich, ist riesig.
Werfen wir einen Blick in die Apostelgeschichte. In Kapitel 2, Vers 43-47, wird uns das Leben der jungen Gemeinde beschrieben. In dieser Passage sehen wir, wie die ersten Christen alles miteinander teilten und in enger Gemeinschaft lebten. Diese Praxis des Teilens und der Fürsorge kann auch für uns heute von großer Bedeutung sein.
Das Leben der jungen Gemeinde: Apg 2,43–47: Sie teilten alles.
Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.
STILLE
Weil sie sich als Kinder ihres göttlichen Vaters verstanden, taten sie diese Dinge, waren sie in der Lage diese Dinge zu tun: Wunder und Zeichen.
Weil sie sich als Kinder ihres göttlichen Vaters verstanden, war es ihnen wichtig, zusammen an einem Ort zu leben, alles gemeinsam zu besitzen, damit alle ausreichend hatten und niemand Not leiden musste.
Weil sie sich als Kinder ihres göttlichen Vaters verstanden, ließen sie es sich nicht nehmen, täglich gemeinsam zu beten, um in Gottes Nähe zu sein.
Weil sie sich als Kinder ihres göttlichen Vaters verstanden, sehnten sie sich danach, täglich gemeinsam das Brot zu brechen, um den Herrn bei sich aufzunehmen.
Weil sie sich als Kinder ihres göttlichen Vaters verstanden, war es ihnen ein Herzenswunsch genauso miteinander auch das irdische Mahl zu halten, um auch im alltäglichen Notwendigen in Freude und Lauterkeit des Herzens zu schwingen.
Und so wurde ihr Leben zum Lob Gottes.
Und so wurden sie anziehend für andere.
Und so retteten sie andere!
Stellt euch vor, dass ließen auch wir zu.
Wie würde unser Leben in unseren Gemeinschaften dann aussehen?
Sicherlich nicht nur mit weniger Fastfood zwischendurch oder weniger Streit beim morgendlichen hektischen Frühstück mit drängenden Fragen, die noch unbedingt auf die Schnelle gelöst werden müssen, die die anderen, aber eigentlich nur auf die Palme bringen, weil auch sie losmüssen.
Überleitung zum Essen
Lasst uns in Freude und Dankbarkeit nun diesen Gang gemeinsam genießen: Es gibt Lamm, Brot, Gemüse und Falafel.
Und vielleicht nehmen wir die Gedanken der letzten Minuten ja hinein in das nun gemeinsame Erleben und in unsre Gespräche.
Der gute Gastgeber (Lukas 14,1.12-14)
Basbousa mit Jogurt und Nuss-Früchte-Topping
Liebe Gäste,
Gott hat uns eingeladen.
wir haben heute Abend schon viele gute Eindrücke auf uns wirken lassen.
Wir haben heute miterleben dürfen, wie Gott uns beschenkt und wie Gott Kraft entfaltet. Kraft welche schon aus der jüdischen Tradition des Mahles in der Gemeinschaft mit Gott und mit unseren Mitmenschen entsteht.
Ein Teil des Menüs steht noch aus.
Zur Nachspeise an unserem Mal der Gedanken an diesem Abend möchte ich eine Passage aus dem Lukasevangelium als Gedankengrundlage formulieren.
Im Evangelium nach Lukas hören wir, wie Jesus an einem Sabbat bei einem angesehenen Pharisäer zum Essen eingeladen war.
Nachdem Jesus vor den kritischen Augen der Gelehrten und Pharisäern einen Mann mit Wassersucht heilte, dann die sprachlos gewordenen Gelehrten und Pharisäer mit einem Gleichnis weiter belehrte und somit deren Aufmerksamkeit hatte, beobachtete Jesus seinerseits die Gäste wie sie sich um die besten Plätze am Tisch drängten.
Jesus nahm diese Situation als Beispiel:
Wenn du zu einer Hochzeit geladen wirst, dann begib dich nicht gleich oben auf den besten Platz.
Es könnte ja noch jemand eintreffen, der angesehener ist als du. Mit ihm würde dann der Gastgeber zu dir kommen und sagen:“ Der Platz war für diesen Mann hier bestimmt! „Vor allen Gästen müsstest du dich an das Ende des Tisches begeben.
Wäre es nicht besser, du setzt dich gleich dorthin? Wenn dich dann der Gastgeber begrüßt, wird er vielleicht zu dir sagen: „Mein Freund, für dich habe ich einen besseren Platz!“ Du wirst damit vor allen Gästen geehrt.
Jeder, der sich selbst ehrt, wird gedemütigt werden.“ Dann wandte sich Jesus an seinen Gastgeber: „Zu einem Essen solltest du nicht nur deine Freunde, Geschwister, Verwandten oder die reichen Nachbarn einladen. Sie werden dir danken und dich wieder einladen. Dann hast du deine Belohnung schon gehabt.
Bitte lieber die Armen, Verkrüppelten, Gelähmten und Blinden an deinen Tisch. Dann kannst du dich glücklich schätzen, denn du hast Menschen geholfen, die sich dir nicht erkenntlich zeigen können.
Gott wird dich dafür belohnen, wenn er die von den Toten auferweckt, die nach seinem Willen gelebt haben.
„Drängt euch nicht vor, blamiert euch nicht. Bleibt demütig“.
Jesus bringt uns nicht gute Manieren bei- er zeigt uns die Haltung des Herzens, die Gott uns näherbringt.
Auch Im Evangelium nach Lukas spielt die Tischgemeinschaft eine zentrale Rolle:
Gemeinsam essen
Geschichten teilen
Leben teilen.
Es geht nicht um das Essen oder die Dekoration – sondern um die Frage:
„Wer sitzt bei mir, bei Ihnen am Tisch?“
Das ist das Entscheidende:
Nicht wie beeindruckend das Mahl ist, sondern wie offen unser Herz ist.
Nicht wie hoch ich sitze, sondern wie tief ich liebe.
Am Tisch Gottes sind alle willkommen – besonders die Armen, die Vergessenen, die Sünder und die Demütigen.
Jesus lehrt uns nicht nur Demut, er ist Demut.
Er wählte keinen Thron, sondern eine Krippe.
Er trug keine goldene Krone, sondern eine Dornenkrone.
Er gab keine Befehle, er wusch die Füße.
Zum Nachtisch also noch einmal etwas zum Nachdenken.
Ich kann mir eine solch peinliche Situation auch heute vorstellen. Mit diesem guten Rat, sich nicht so wichtig zu nehmen, sich nicht nach vorn zu drängen, da wo die dicksten Brocken für mich abfallen,
Anderen die Ehre erweisen.
Weil ich es zulasse, dass es immer wieder vorkommt, nicht nach diesen Regeln zu handeln, stelle ich mir die Frage:
Wie wirke ich in meinem Umfeld, während der Arbeit, in der Familie und bei meinen Freunden? Wie gebe ich weiter, was ich von Gott empfangen habe?
Wenn ich es zulasse, Gott an mir handeln zu lassen, Gott zu vertrauen und wenn ich die Botschaften Jesu im Herzen trage, danach zu leben und zu handeln, dann kann ich mir auch die Antwort selbst geben:
Wie gebe ich weiter, was ich empfangen habe?
Demut, Krippe, Füße waschen, Dornenkrone.
Und so weiß ich, dass es falsch ist, wenn ich denke: Es ist angenehm ganz vorne mit dabei zu sein.
Ist es denn nicht so, dass wenn ich demnächst meine Liebsten zum Martinsgansessen einlade, ein schöner Gedanke, aber dabei die vergesse, welche meiner Gastfreundschaft mehr bedürfen?
Ist es denn nicht so, auch wenn ich gut sehen und hören kann, dass ich im Kino, Theater oder am Tisch meines Gastgebers für mich einen guten Platz beanspruche?
Demut, Demut ist das, was mir guttun würde.
---------- Auftragen der Nachspeise-----------
Zum Nachtisch am heutigen Menü gibt es eine Süßspeise aus dem orientalischen Raum: Basbousa.
Basbousa bedeutet auf Arabisch „nur ein Kuss“.
Ein schöner Gedanke, zwischen Gänge und Gedanken zum Abschluss nur ein Kuss.
So wie ein Vater oder eine Mutter seinem Sohn, seiner Tochter zum Abschied am Morgen einen seichten Kuss auf die Stirn drückt, so entlässt uns Gott in die Nacht. Gott weiß um unsere Schwächen und unsere Fehler. Vertrauen wir auf seine Liebe und Güte.
Umso sanfter der Kuss, desto tiefer der Eindruck von Geborgenheit und Liebe.







